Freiburger Wochenbericht: Die Abteilung Attacke blieb daheim

OB-Wahl 2018: Im proppenvollen Bürgerhaus Zähringen antworteten Kandidaten auf Fragen zur Stadtpolitik

So richtig in Fahrt gekommen ist dieser Wahlkampf noch nicht. Spannung könnten jedoch die Podiumsdiskussionen bringen. Zu einer solchen lud am Montag die Arbeitsgemeinschaft der 18 Freiburger Bürgervereine ein. Der Abend zeigte, dass das Interesse an kommunaler Politik – insbesondere der Frage, wer Freiburg die kommenden acht Jahren führen soll – groß ist: Das Bürgerhaus Zähringen war bis auf den letzten Platz gefüllt, viele Besucher mussten sogar stehen.

Verhindert waren an dem Abend der parteilose Stephan Wermter sowie Gemeinderätin Monika Stein, die bei ihrer Kandidatur von einem Linksbündnis unterstützt wird. So blieb den restlichen vier Kandidaten mehr Redezeit. Den Fragen des souverän agierenden Moderators Dirk Kron stellten sich Amtsinhaber Dieter Salomon (Grüne), Martin Horn (parteilos, wird aber von der SPD unterstützt), Manfred Kröber (Grünen-Mitglied, tritt als unabhängiger Kandidat an) und Anton Behringer ( unabhängig).

Auffallend war, dass der Amtsinhaber Dieter Salomon zunächst etwas angespannt wirkte, mit zusammengekniffenen Lippen und ernstem Blick, während seinem vermeintlich chancenreichsten Herausforderer Martin Horn immer wieder ein Lächeln über die Lippen huschte. Los ging es nach einer kurzen Vorstellungsrunde, bei der Horn seine in den vergangenen Wochen mantraartig heruntergebetete These in den Saal rief: „Der Wunsch nach Veränderung in dieser Stadt ist groß“.

Dann ging es direkt zum heißes ten Eisen des Abends: der Wohnungspolitik. Horn betonte vor allem, dass er die Stadtbau deutlich stärker als Instrument für bezahlbaren Wohnraum einsetzen wolle. Kröber hegte indessen große Zweifel am geplanten Zukunftsstadtteil Dietenbach und erklärte, unter ihm dürften die Freiburger in einem Bürgerentscheid darüber abstimmen. Während Behringer monierte, dass die Stadt sukzessive zubetoniert werde und es ein Umdenken geben müsse. Er favorisiere daher eine „Freiburg First“-Politik, bei der Bauland bevorzugt an Freiburger vergeben werden solle. Zusätzlich forderte er: „Der Fokus muss nicht nur auf der Schaffung neuen Wohnraums liegen, sondern auch auf der besseren Verteilung des vorhandenen.“

Dieter Salomon erklärte, vor allem in Richtung Martin Horn, dass das, was Horn fordere, bereits beschlossen sei: „Die Stadtbau wird in den nächsten sechs Jahren 2.000 neue Wohnungen bauen – davon zwei Drittel sozial geförderte.“ Wohnungsbaupolitik sei für ihn eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, weshalb der neue Stadtteil Dietenbach von elementarer Bedeutung sei. „Denken Sie dabei doch an Ihre Kinder und Enkel“, betonte Salomon, gegen den es zu Beginn vereinzelte Buhrufe gab, mehrfach.

Im weiteren Verlauf des Abends, bei dem es um Lebensqualität, Kitas und Schulen sowie Mobilität ging, kam der Amtsinhaber immer mehr in Schwung und konterte einige kühne Visionen und Behauptungen mit Fakten aus dem Rathaus. Inhaltlich hatte man den Eindruck, lagen die Kandidaten in vielen Fragen letztlich gar nicht so weit auseinander. Überhaupt überwog die Harmonie. Einig waren sich alle darin, dass Freiburg Grünflächen bewahren müsse. Die radikalste Idee dazu hatte Manfred Kröber, der unter Applaus „10.000 neue Bäume“ forderte.

Am Ende durfte jeder Kandidat erklären, warum er der richtige fürs Rathaus sei. Horn betonte nochmal, dass es mit ihm mehr Miteinander und generell einen neuen Politikstil geben werde, Kröber wollte sich für einen faireren Wohnungsmarkt und mehr Grün einsetzen, Behringer gelobte, so ziemlich alles deutlich besser zu machen, selbst der SC würde mit ihm als Oberbürgermeister auf Champions-League-Kurs liegen. Und Salomon erklärte, dass Politik nie einfach sei. Sein Ziel sei es aber, dass „diese Stadt in acht Jahren noch genauso liebens- und lebenswert“ sei wie heute. In diesem Kontext erteilte er der Bebauung des Mooswalds und der Dreisamwiesen abermals eine Absage. Sven Meyer

Quelle: https://www.freiburger-wochenbericht.de (Ausgabe 28.03.2018)