Was die OB-Kandidaten Anton Behringer, Stephan Wertmer und Manfred Kröber wollen.
Mit Anton Behringer, Stephan Wermter und Manfred Kröber treten bei der OB-Wahl in Freiburg auch drei Kandidaten an, die von keiner Partei und keinem Bündnis unterstützt werden. „Der Sonntag“ stellt sie in Kurzporträts vor.
In seinem Programm fordert Kröber, Freiburg müsse auf seinem Kerngebiet, der Ökologie, wieder progressiver werden. „Teilweise ruht man sich seit vielen Jahren auf Lorbeeren der Vergangenheit aus“, heißt es bei ihm. Dabei ginge es nicht darum, Rekorde zu brechen, „sondern ganz konkret darum, das Klima zu schützen und anderen einen Anreiz zu geben, dasselbe zu tun“. Also könne man zum Beispiel 10 000 neue Fahrradabstellplätze in der Stadt schaffen. „Und zwar so“, sagt Kröber, „dass Sie endlich auch in normalen Wohnstraßen richtige Stellplätze finden und nicht um Laternen kämpfen müssen.“ Der ÖPNV, so steht im Programm, soll durch neue Ticket-Angebote attraktiver gemacht werden. Im Sozialbereich will Kröber unter anderem eine Anlaufstelle, in der Hartz-IV-Empfänger mit ihren Anliegen gegenüber der Arbeitsagentur beraten werden und eine Wohnungsgarantie für registrierte Obdachlose.
Gegen die Wohnungsnot will Kröber vor allem jegliche Werbung für die Stadt einstellen. Der Effekt wäre zwar kein großer, aber ausreichend vielleicht, um den jährlichen Zuzugsgewinn in der Bevölkerungsstatistik so zu kappen, dass zumindest das weitere Wachstum gestoppt würde. Zudem sollen 100 Millionen Euro in ein kommunales Wohnungsprogramm fließen, Ob hingegen der neue Stadtteil Dietenbach gebaut wird oder nicht, soll ein Bürgerentscheid feststellen. Konzepte, mögliche Mehrkosten gegenzufinanzieren, finden sich in Kröbers Programm nicht. Auf Anfrage regt er an, die Sanierung der Schulen günstiger zu halten, sie seien vielfach zu aufwändig und teuer angesetzt.
Anton Behringer ist 51 Jahre alt und in Freiburg geboren. Politisch interessiert sei er schon immer gewesen, gibt er an, der OB-Wahlkampf ist aber sein erster aktiver Schritt in die Kommunalpolitik, einer Partei gehört er nicht an. Behringer arbeitet als selbständiger Softwareentwickler und IT-Berater.
Behringers Wahlkampf begann, naheliegend für einen IT-Fachmann, mit Investitionen in Online-Marketing, Social Media und Suchmaschinen-Optimierung. Behringer besucht Podiumsdiskussionen und steht mit einem Wahlkampfstand am Bertoldsbrunnen. „Nicht so häufig wie die großen drei – ich habe ja meinen Beruf, das muss eher nebenher laufen“. Behringer investiert in den Wahlkampf einen „massiv fünfstelligen“ Betrag.
In seinem Programm behandelt er die Punkte Wohnungsbau, Verkehr, Wirtschaft, Klimaschutz sowie Verschuldung und Haushalt. Behringer bricht eine Lanze für den Autoverkehr: Man müsse jetzt aufhören, die Stadt für den motorisierten Verkehr noch unattraktiver zu machen. „Ich will nicht das Rad zurückdrehen, aber den Kfz-Verkehr immer weiter zu beeinträchtigen, ist falsch.“ Schlauer sei eine moderne Ampelsteuerung, die gleichmäßigen Verkehrsfluss ermögliche. Im Gespräch greift Behringer auch die Verschuldung der Stadt heraus: Bereits im aktuellen Doppelhaushalt stünden 70 Millionen Euro Neuverschuldung und er habe die Sorge, dass sich die Stadt mit dem Bau des Stadtteils Dietenbach komplett übernehmen könnte. „Und was ist, wenn die Kreditzinsen wieder steigen“? Ein Konzept, wie Sanierungen auch ohne Verschuldung finanziert werden sollten, hat Behringer nicht in der Tasche. „Dann muss man Projekte eben auch mal verschieben“, sagt er.
Gegen die Wohnungsnot will Behringer „nachverdichten mit Augenmaß“, vor allem aber favorisiert er den Ausbau von Dachgeschossen zu Wohnungen, mit dem sich rund 2 000 Wohneinheiten realisieren ließen – die Zahl beruht auf seiner eigenen Schätzung. Auch gelte es, dafür zu sorgen, dass Bauland vorrangig an Freiburger vergeben werde – andere Gemeinden hätten da schon Wege gefunden. Schließlich werde Freiburg mit ihm als OB stärker gegen Leerstand und Zweckentfremdung vorgehen. „Anstatt allein auf Neubau zu setzten, muss man den Fokus darauf legen, bestehenden Wohnraum effektiver in der Gesellschaft zu verteilen.“ Den Bau des Stadtteils Dietenbach lehnt Behringer ab. Er komme zu spät und habe einen sozial wie finanziell zu hohen Preis.
Stephan Wermter ist in Freiburg geboren und 57 Jahre alt, er verkauft Wohnmobile an seinem Firmensitz in Freiburg-Opfingen. Wermter ist parteilos, dass er der Rechts-Kandidat dieser OB-Wahl sein soll, dagegen wehrt sich Wermter – auch wenn seine Gefolgschaft auf seiner Facebook-Seite mitunter sehr Pegida-mäßig daherkommt und er selbst sich schon für einen angeblich satirisch gemeinten Auschwitz-Beitrag entschuldigen musste. „Ich bin kein Nazi“, bekräftigt Wermter aber unbeirrt, „sondern ein Mann der bürgerlichen Mitte.“
Wermters Wahlkampf ist der wohl eigenartigste bei dieser Wahl. Wermter steckt sehr viel Geld in zahlreiche, großformatige Anzeigen in der Badischen Zeitung , auch auf der Webseite der BZ schaut er einem von fast jedem Text entgegen. Ansonsten aber blieb Wermter bislang in seinem Facebook-Kanal und in der Breite wenig sichtbar. Bis auf die Kandidatenvorstellung der Stadt blieb er allen Podien fern, Plakate gibt es erst seit vergangenem Mittwoch – das habe er sich aufgespart, sagt Wermter, um in Richtung eines zweiten Wahlgangs noch Ressourcen zu haben. Seine Wahlkampfkosten? „Leider im sechsstelligen Bereich“, konstatiert er.
In seinem programm stehen mitunter mehr Fragen als Aussagen, es nach echten Ankündigungen zu „Leben und Wohnen“, „Umwelt und Innovation“ oder „Kultur und Kirche“ zu durchforsten, ist mühselig. Seine Schwerpunkte, sagt Wermter, seien Soziales und die Wohnungssituation. Er möchte die Gebühren für Kita-Plätze für Alleinerziehende senken, bestenfalls sogar auf Null. Bürokratische Vorschriften für Kitas sollen abgebaut werden, so dass Engagierte auch mit einfachen Mitteln eine Kinderbetreuung anbieten könnten. Besonders christliche Kitas sollten kommunale Unterstüztung erhalten. Wermter ist im sozial nicht einfachen Stadtteil Haslach aufgewachsen, das habe ihn geprägt, sagt er. „Deshalb will ich, dass jedes Kind mit jeder Herkunft dieselben Chancen haben soll.“ Im Unterpunkt „Sicherheit und Ordnung“ heißt es: „Ich möchte, dass unsere Frauen und Kinder wieder fröhlich durch die Innenstadt ziehen können, ohne Senfgas oder gar Schlagstöcke in der Handtasche.“
Gegen die Wohnungsnot soll die Freiburger Stadtbau extrem mit Kapital ausgestattet werden, um in Fällen wie dem alten Einkaufszentrum Landwasser auch mal selbst als Käufer auftreten und sensible Projekte so selbst in die Hand nehmen zu können. Wie Behringer glaubt auch Wermter, dass über den Ausbau von Dächern noch Wohnraum herauszuholen sei, er rechnet allerdings nur mit 500 Wohnungen. Und der neue Stadtteil Dietenbach? „Den Deal sollte man nochmal neu aufrollen“, sagt Wermter. Denn wenn Klagen und Enteignungen drohten, wie derzeit, würde es vielleicht zu lange dauern, bis er fertig sei – im Einvernehmen ginge es dagegen schneller. jki
Quelle: http://www.badische-zeitung.de/freiburg/die-einzelkaempfer–151535959.html